Kreuzband Riss OP

von Mai 5, 2020Physio

Physiotherapeut behandelt Kreuzband Riss. Die Hände umfassen das Knie des liegenden Patienten.

Nach Diagnosenstellung durch einen versierten Arzt wird das Knie entweder sofort oder nach einiger Zeit operiert.

Gerade in den Wintermonaten, wenn Skifahren bei Vielen fest ins Wochenendprogramm integriert ist, kommt es leider immer wieder zu schweren Knieverletzungen. Eine häufigere Verletzung ist hier der Riss des vorderen Kreuzbandes.

Muss man sich überhaupt bei einem Kreuzband Riss operieren lassen?

Nicht unbedingt.
Man unterscheidet zwischen „Coper“ und „Non-Coper“ (to cope with = zurechtkommen mit). Ein Coper ist somit jemand, der mit einem gerissenen Kreuzband zurecht kommt. Dies hängt vom Aktivitätslevel ab und wie stabil das Knie, nicht zuletzt aufgrund umgebender Muskulatur, nach einer Ruptur ist.

Gibt es mehrmals ein „Giving-Way“, das ist der plötzliche Kontrollverlust bei einer Alltagsbewegung, so wird zu einer Operation geraten. Dies wird zusammen mit dem Operateur besprochen. Es könnte auch vorerst ein „Coper-Versuch“ mit einem erfahrenen Therapeuten gestartet werden.

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Abschwellung

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Wiederherstellung der Gelenkfunktion

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Einüben von Basis-Bewegungsmustern

Zu welchem Zeitpunkt soll man sich beim Kreuzband Riss operieren lassen?

Es gibt eine grobe Regel: Die Beweglichkeit sollte noch oder wieder bestmöglichst hergestellt sein (die volle Streckung ist wichtig) und das Gelenk sollte möglichst schlank – wenig geschwollen sein. Das ist in der Regel direkt (innerhalb Stunden) nach der Verletzung oder einige Wochen später – mit präoperativer Physiotherapie – der Fall.

Wann beginnt die Reha?

Wie oben beschrieben und, wenn nicht direkt danach operiert wurde, sollte eine Reha noch vor der OP begonnen werden -> zur Verbesserung der Beweglichkeit und zur Abschwellung des betroffenen Gelenks. Außerdem sollen andere Gelenke und Muskulatur fit und aktiv gehalten werden. So kann man den allgemeinen Aktivitätsverlust entgegenwirken.

Nach Operationen gilt dies ebenso und die Reha beginnt mit dem ersten postoperativem Tag.

Wann darf man Autofahren und werden Gehhilfen oder Schienen benötigt?

Generell gilt, solange das Bein mit Stützen entlastet wird, soll unter Anderem aus versicherungstechnischen Gründen selbst nicht am Steuer gesessen werden.

In der Regel wird das Bein die ersten beiden Wochen entlastet. Es wird vom Operateur ein Nachbehandlungsschema ausgehändigt, auf dem die genaue Angabe beschrieben ist. Hierbei sollte nicht „stufenweise“ aufbelastet werden, sondern idealerweise eine lineare Steigerung erfolgen.

Zum Beispiel die Steigerung von Teilbelastung auf Vollbelastung:
Statt von 20 kg direkt auf 70 kg Körpergewicht, in etwa von 20 auf 30 -> dann von 30 auf 40 und so weiter bis auf 70 kg Körpergewicht innerhalb z.B. einer Woche.

Ein weiteres Beispiel: Vorgabe Joggen ab der 16. Woche postopererativ: nicht von „Nicht-Laufen“ zu „Laufen“, sondern sukzessive und adäquat darauf vorbereiten.

Sind umgebende Strukturen betroffen, Menisken oder andere Bänder, kommt es zu einer Verlängerung der Entlastungszeit, sowie meist auch vorgegebene Einschränkungen der Beweglichkeit. Außerdem wird hierfür in der Regel eine Schiene für meist 6 Wochen gegeben. Je nach Vorgabe des Operateurs sollte diese Tag und Nacht getragen werden. Aus physiotherapeutischer Sicht ist es ratsam diese nach Rücksprache mit dem Operateur so bald, wie möglich oder zeitweise wegzulassen. Grund sind Stauungen aufgrund des Drucks der Schiene oberhalb des Knies und die Rezeptoren für Balance und Stabilisation werden durch die Schiene „entlastet“ („Hey, ich muss ja gar nichts tun, ich werde ja gehalten“).

Wann kann man nach einem Kreuzband Riss wieder Radfahren, Laufen, Tennisspielen, Fußballspielen?

Auch hierfür gibt es keine „Zeitangaben“. Für das Radfahren ist ein Beugewinkel von 100-110 Grad nötig. Ziel für die ersten Wochen nach der OP ist in der Physiotherapie in München vor Allem das Erlangen der endgradigen Streckung und das Abschwellen des Gelenks. In der Behandlung, sowie mit aktiven Übungen.
Im Ablauf zur Vollbelastung hin, werden neben Rumpfkräftigung und Aktivierung der funktionellen Kraft der umgebenen Gelenke (Becken- und Gesäßmuskulatur), kniestabilisierende Übungen, sensomotorische (Balance) und Übungen für die ideale Beinachse fokussiert.

Ist der Einbeinstand zu 90% im Vergleich zum nicht-operierten Bein funktionell einsatzfähig, wird mit dynamischen Belastungen begonnen. Das bedeutet, dass erst Vorübungen für Sprünge, dann Sprünge zuerst in der sagittalen Ebene (nach vorne) zum Beispiel hinsichtlich Joggen, dann in der frontalen Ebene (seitlich), zum Beispiel hinsichtlich Tennis und später in unterschiedlichen Ebenen, hinsichtlich Kontaktsportarten, wie Fußball, trainiert werden.

Wir benutzen in unserer Praxis den sogenannten RTA-Algorithmus („Return To Activity Algorithmus“, wobei anhand von aufeinander aufbauenden Tests ein Aktivitätslevel festgelegt wird. Auf die Test wird sukzessive vorbereitet und im Anschluss werden die jeweiligen Phasen stabilisiert. Neben der Belastungssteigerung geht es hierbei um Vermeidung von Re-Verletzungen.

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